27. März 2016

Katzengeschichte: Der Schutz der Löwen

Die Sonne scheint über die Guten als auch über die Bösen, eine Tatsache die nicht jedem gefällt, aber die sich auch nicht leugnen lässt…

Auch an diesem Tag schien die Sonne, doch die Hitze welche dieser Tag bringen würde war noch erträglich. Die drei Löwen Ghost, Black und Runner lagen im Schatten der Grenze in welchen das Grasland in den Wald überging. Die letzte Jagd war erfolgreich gewesen und die drei stolzen Löwen würden sich bald nicht nur mehr die Beute teilen, sondern auch ein Rudel Löwinnen. Der Zeitpunkt dafür rückte näher, jeder der Löwen spürte und wusste es. Black schlief ruhig, einzig die Spitze seines Schwanzes zuckte ein wenig. Ghost lag ebenfalls im Gras, doch die lästigen Insekten störten seine Ruhe und Runner merkte wie genervt Ghost war, dennoch lag er weiterhin still neben seinen Brüdern und versuchte zu schlafen.

Kaum hatte Runner die Augen geschlossen, als der Boden sanft zu vibrieren begann. „Das darf doch nicht wahr sein…“ dachte Runner genervt, dennoch blieb er liegen. Auch Black und Ghost wirkten genervt von dieser unerwarteten Ruhestörung. Der Boden fing immer stärker an zu vibrieren und das Geräusch eines Autos war zu hören, es war zwar noch weit weg aber es kam näher. An einen gemütlichen Tag war jetzt nicht mehr zu denken. Die drei Löwen richteten sich langsam auf, nun waren alle Sinne der Großkatzen in Alarmbereitschaft, denn es näherten sich Menschen. Die Löwen wussten, dass es gute und böse Menschen gab, doch welche Art in ihre Richtung kam, wussten die drei Brüder noch nicht, deshalb war es ihrer Erfahrung nach besser vorsichtig zu sein. Das Auto näherte sich mit hoher Geschwindigkeit und blieb plötzlich abrupt stehen. Als sich der Staub legte sahen die Löwen das Männer ausstiegen und ein Mädchen aus dem Wagen, Richtung Grasland zerrten. Das Mädchen weinte und flehte, doch die Männer schlugen auf das wimmernde Menschenweibchen ein, schrien es an, während wieder andere laut lachten. Die Löwen verstanden nicht was sie sprachen, doch was sie vorhatten war nichts gutes. Sie spürten und wussten, dass das was sich vor ihren Augen abspielte nichts gutes war und noch schlimmer werden würde. Die Männer schleiften das Mädchen über den Boden und schrien sie an, während sie sie nebenbei immer wieder schlugen. „Was haben die vor?“ fragte Runner seinen Bruder Black. Ohne sich auch nur zu bewegen entgegnete ihm Black: „Ich weiß es nicht, aber es ist nicht in Ordnung und gehört definitiv nicht zum Plan des Lebens!“ Runner nickte zustimmend, denn auch er fühlte das dies nichts mit dem Kreis des Lebens zu tun hatte, sondern absolut vom bösen getrieben wurde. Ghost, der bis jetzt still gewesen war meinte zu seinen Brüdern: „Wir schleichen uns an die Gruppe an, um besser beobachten zu können was sie vorhaben…wenn nötig schlagen wir auf mein Kommando zu, so wie wir es immer tun!“ Ohne ein weiteres Wort schlichen sich die drei Brüder langsam, leise und völlig unbemerkt an die Menschengruppe heran.

Die Männer bemerkten von dem was sich um sie herum abspielte nichts, weder das die Vögel vollständig verstummt waren, noch das leise Rascheln der Grasbüsche. Sie bildeten einen Kreis um das Mädchen. Die Löwen sahen und spürten die Angst des Mädchens und die Aggression der Männer. Als sich ein schmutzig grinsender Mann aus dem Kreis niederkniete und das wimmernde Mädchen zu Boden drückte und ein weiterer sich daran machte sich ebenfalls grinsend über das wehrlose Kind zu beugen erstarb sein Grinsen, denn er blickte direkt in die Augen der Löwenbrüder. Die Großkatzen hatten sich bis auf wenige Meter der Gruppe genähert und bauten sich nun in voller Größe und Pracht vor den Männern auf. Nun war es an den Männern Angst zu haben und die Löwen fühlten und rochen sie geradezu. „Jetzt“ gab Ghost den Befehl zum Angriff. Runner preschte vor, flankiert und Ghost und Black. Ohne auch nur einen weiteren Gedanken an ihr Vorhaben zu verschwenden drehten die Männer sich um und liefen so schnell sie konnten. Runner nahm die beiden Männer ins Visier, welche bei dem Mädchen gekniet waren. Sie liefen um ihr Leben, Runner roch ihre Angst noch stärker als zuvor. Er wollte sie nicht nur hetzen wie Beute, sondern er würde sie hetzen bis sie tot umfielen, denn diese Menschen hatten kein schnelles Ende verdient. Dieses Recht hatte nur Beute, welche als Nahrung diente. Das Gefühl die Männer bestrafen zu müssen war jetzt übermächtig in Runner. Er wurde immer schneller und gleich würde er zum Sprung ansetzten. Er würde beide Männer niederreißen, er machte sich zum Sprung bereit als er Ghost´s Befehl hörte: „Nein!“ Runner wurde langsamer und seine Brüder schlossen zu ihm auf. Schließlich kamen die Brüder zum stehen. „Wieso?“ murrte Runner. „Weil es nicht unsere Aufgabe ist!“ sagte Ghost ruhig. „Sie werden wiederkommen, uns jagen und töten! Vielleicht hätten wir uns nicht einmischen sollen! Ich hoffe, wir haben das Richtige getan!“ warf jetzt Black ein. „Das haben wir! Wir haben der Gerechtigkeit genüge getan. Sie kamen in unserer Revier um es zu entweihen, wir haben nicht nur das Menschenweibchen gerettet sondern auch unser Revier. Habt keine Furcht, was auch immer geschehen wird, es war und ist unsere Bestimmung!“ mit diesen Worten drehte sich Ghost um und ging auf das weinende Mädchen zu. Seine Brüder folgten ihm und spürten, dass Ghost mit seinen Worten recht hatte. Er hatte seinen Namen schließlich nicht umsonst bekommen, denn er war trotz seiner jungen Jahre weiser als so manch alter Löwe. Die Brüder näherten sich dem Mädchen ganz langsam, um es nicht zu erschrecken. Danach ließen sich Ghost, Black und Runner nieder und bildeten so einen Schutzkreis um das Kind.

Das Mädchen hatte Angst, aber es hatte aufgehört zu weinen und blieb reglos im Kreis der Löwen sitzen. So verging Stunde um Stunde, die Sonne ging unter und es wurde Nacht. Ghost, Black und Runner hielten Wache, sie spürten wie das Kind einschlief und fanden schließlich auch Ruhe. Am nächsten Morgen, vibrierte die Erde erneut und versetzte die Löwenbrüder in Alarmbereitschaft. Das Menschenkind schlief tief und fest, schließlich waren die letzten Tage anstrengend und furchbar gewesen. „Menschen! Seid wachsam!“ wies Ghost seine Brüder an. Wieder näherte sich ein Auto, doch dieses war weitaus langsamer und kam schließlich bei dem verlassenen Wagen der bösen Männer zum stehen. Die Löwen waren auf alles vorbereitet. „Seid bereit!“ befahl Ghost. „Bereit! Wir werden kämpfen bis zum Tod!“ antworteten Black und Runner im Chor. Dann sahen die Löwen wie Männer vorsichtig aus dem Wagen stiegen und sie ebenfalls mit einem merkwürdigen Ding beobachteten. Sehr vorsichtig kamen die Männer näher und näher, um dann in einem deutlichen Abstand vor den Löwen stehen zu bleiben. Sie riefen das Menschenweibchen und dieses antwortete den Männern. „Sollen wir sie angreifen?“ fragte Runner nervös seinen Bruder Ghost. „Jetzt wäre die Gelegenheit günstig zuzuschlagen!“ gab Black zu bedenken. Doch sie erhielten eine gefühlte Ewigkeit keine Antwort von ihren Bruder. Schließlich sagte Ghost: „Die Männer wollen nichts böses, sie werden dem Menschenweibchen helfen. Wir werden uns zurück ziehen, sollte allerdings auch nur einer von ihnen etwas falsches tun, werden sie es bereuen.“ Mit diesen Worten erhoben sich die Löwenbrüder und gaben langsam den Weg frei. Black spürte, dass das Mädchen keine Angst hatte als es sich erhob und auf die Männer zuging. Die Männer wiederum gingen sehr langsam und auf jeden Schritt achtend auf das Mädchen zu, während sich die Löwenbrüder im gleichen Augenblick vorsichtig und beobachtend in Richtung Waldgrenze zurückzogen.

Am Waldrand ließen sich Ghost, Runner und Black nieder und sahen zu wie die Menschen in den Wagen stiegen und schließlich wegfuhren. Da sahen die Löwen wie sich das Mädchen umdrehte, lächelte und ihnen zum Abschied zu winkte. Die Großkatzen sahen dem Auto nach bis es hinter einem Hügel verschwunden war. „Warum haben wir uns auf dieses Abenteuer eigentlich eingelassen?“ fragte Runner völlig unerwartet. Ghost sah ihn an und meinte: „Es war unsere Bestimmung! Die Menschen die das Mädchen holten, werden diese ungewöhnliche Geschichte anderen Menschen erzählen, die wiederum die Geschichte wieder weiter erzählen werden. Unsere Aufgabe war es somit, den Menschen zu zeigen, dass man vor dem Bösen nicht kapitulieren darf, sondern sich diesem mutig und entschlossen entgegenstellt und niemals den Glauben an das Gute aufgibt.“ Mit diesen Worten legte sich Ghost zum Dösen nieder und seine Brüder taten es im gleich. Jetzt fingen die Vögel wieder an zu singen und es kehrte Ruhe in das Revier der Löwenbrüder ein, ganz so als wäre es nie anders gewesen.

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