28. März 2016

Katzengeschichte: Mina´s Pfötchentrick

Mein Plätzchen am Fenster ist eindeutig mein Lieblingsplatz, denn von dort aus kann ich sehen wenn Frauchen von der Arbeit kommt. Dann flitze ich blitzschnell zur Tür um sie mit einem lauten Miau und Schnurren zu begrüßen. Nach der Begrüßung bekomme ich mein Essen und danach folgt eine ausgiebige Schmusestunde. So habe ich es meinem Frauchen beigebracht und ich bekomme immer was ich will, denn ich bin eine selbstbewusste Katzendame. Doch auch ich musste lernen, dass im Leben nicht immer alles nach meinem Willen läuft…

Es war ein Tag wie jeder andere auch, ich saß auf meinem Fensterplätzchen und sah Frauchen um die Ecke biegen. Ich sprang von meinem Platz und lief Richtung Tür um sie wie immer mit einem freudigen und lauten Miau willkommen zu heißen. „Hallo Mina, meine Süße!“ sagte Frauchen und streichelte mir über das Fell. Nachdem sie sich umgezogen hatte, machte sie sich daran meinen Futternapf zu füllen. Oh, duftete das Futter herrlich! Es gab meine Lieblingssorte mit Huhn! Ich freute mich riesig und vor lauter Freude konnte ich gar nicht aufhören Frauchen über die Beine zu streichen. „Ist schon gut Mina! Du bekommst ja gleich dein Lieblingsessen!“ sagte sie lächelnd. Endlich stand es vor mir und ich begann gierig zu fressen. Plötzlich läutete das Telefon, was mich nicht weiter kümmerte, denn schließlich war ich beschäftigt. Als ich fertig war und gemächlich ins Wohnzimmer zu Frauchen spazierte telefonierte sie noch immer. Ich dachte, dass dies nicht mehr lang dauern würde, denn unsere tägliche Schmusestunde stand auf dem Programm. Doch die Zeit verging und das Gespräch nahm kein Ende…ich konnte machen was ich wollte Frauchen schenkte mir nicht die Aufmerksamkeit, welche mir zustand! Schließlich stand sie genervt auf um in die Küche zu gehen. Da reichte es mir und ich dachte: „So schnell gebe ich nicht auf! Ich will meine Schmusestunde und zwar jetzt!“ Also lief ich hinter Frauchen her, doch erkannte ich zu spät, dass die Türe durch den Luftzug ins Schloss zu fallen drohte… Ich spürte nur noch den Schmerz in meiner Pfote und stieß ein lautes und schmerzerfülltes Miauen aus. Im gleichen Moment riss Frauchen die Tür auf und sah mich erschrocken an.

„Oh Gott Mina! Mein armes Mädchen, es tut mir so leid!“ rief mein Frauchen aus. Ich war noch ganz verschreckt von dem Vorfall, wollte weglaufen doch meine rechte Vorderpfote schmerzte derart, sodass ich nur hinkend vorwärts kam. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Frauchen den Korb holte und dies bedeutete nichts gutes, dass wusste ich aus Erfahrung. Der Korb bedeutete Tierarzt! Nein, da würden mich keine zehn Pferde hinbringen, denn durch die schmerzende Vorderpfote war ich dem Tierarzt doch vollkommen ausgeliefert und würde ihn nicht kratzen können, wie ich es sonst immer tat! Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gebracht, saß ich auch schon im Korb…“Das verzeih ich dir nicht so schnell, Frauchen. Darauf kannst Du dich verlassen!“ dachte ich erbost. Doch sämtliches Miauen in allen Tonlagen half nichts, denn ich war schneller beim Tierarzt im Untersuchungsraum als ich denken konnte. Schließlich ergab ich mich heroisch in mein Schicksal und ließ das Betatschen über mich ergehen. Zu meiner eigenen Überraschung war er sehr vorsichtig und einfühlsam. Nicht einmal die Spritze mit dem sogenannten „Schmerzmittel“ spürte ich richtig. Ich hörte wie der Arzt Frauchen sagte, dass es sich um eine Verstauchung handelte und diese in ein paar Tagen wieder weg wäre. Ich sollte die nächsten Tage nicht springen und herumtollen, aber sonst würde es mir aber an nichts fehlen! „Du warst eine ganz brave und tapfere Katze, Mina!“ lobte mich der Tierarzt, dass hatte er zuvor noch nie getan und vor lauter Stolz darüber schnurrte ich leise.

Wieder zu Hause angekommen, wurde ich von Frauchen nach Strich und Faden verwöhnt. Ich hatte meinem Frauchen längst alles verziehen, denn es war ein bedauerlicher Unfall gewesen und der Tierarztbesuch hatte sich in Folge dessen nicht vermeiden lassen. Für den nächsten Tag hatte sie sich sogar frei genommen, damit sie sich ganz und gar meiner Pflege widmen konnte. Das Pfötchen tat noch weh und damit man das auch sah, hob ich sie immer wieder ein Stück hoch. Daraufhin ging Frauchen für mich sogar zum Fleischer um mir eine besondere Leckerei als Trost zu holen! So verging dieser Tag und am darauf folgenden Tag ging sie wieder zur Arbeit. Als sie nach Hause kam, roch ich, dass sie mir wieder vom Fleischer eine Leckerei mitgebracht hatte. Also hob ich zum Zeichen meiner Verletzlichkeit die Vorderpfote und sofort bekam ich meine Leckerei. Ab diesem Zeitpunkt wurde diese Szene zum täglichen Ritual. So vergingen die Tage, es ging mir immer besser und schließlich war meine Pfote wieder ganz verheilt. Doch dies zeigte ich Frauchen nicht, denn ich hatte mich an die täglichen Leckereien welche sie mir nach der Arbeit mitbrachte längst gewöhnt und wollte auf keinen Fall mehr darauf verzichten! Deshalb sprang ich immer rechtzeitig von meinem Fensterplatz herunter wenn ich sie sah, eilte zur Tür und hob die rechte Vorderpfote…

Eines Tages saß ich wieder auf meinem Fensterplatz, beobachtete die Vögel und das Treiben der Menschen vor dem Fenster. Dadurch merkte ich erst viel zu spät, dass mein Frauchen um die Ecke bog. So schnell ich konnte sprang ich von meinem Plätzchen und rannte Richtung Tür. Ich setzte mich hin und machte mich bereit Frauchen zu begrüßen. Ich hoffte sie würde nichts bemerkt haben, aber ihr Blick sprach Bände. Verzweifelt hob ich die linke Vorderpfote um dann stattdessen die rechte zu heben. Ich wusste plötzlich nicht mehr welche ich heben sollte, hob abwechselnd die rechte als auch die linke Pfote und schließlich gab ich unter Frauchens strengen Blick auf. In ihrem Blick lag Entrüstung über mein Verhalten, dass sah ich ganz genau und es tat mir furchtbar leid was ich getan hatte! Plötzlich fing Frauchen zu lachen an und meinte: „Ich bin dir nicht böse, Mina! Ich kann dich ja verstehen, ich hätte es wahrscheinlich genauso gemacht, dennoch gibt es heute keine Leckerei, denn Strafe muss sein!“ Nach diesen Worten verstaute sie die Leckerei im Eiskasten und ich bekam lediglich mein gewohntes Futter. Gegen Abends, nach unserer Kuschelstunde, läutete das Telefon und ich hörte von der Couch aus wie Frauchen die ganze Geschichte ihrer Freundin erzählte und hörte diese durch das Telefon lachen. Nach dem Telefonat sagte Frauchen zu mir: „Monika hat recht, du bist eine kluge und äußerst einfallsreiche Katze, die weiß wie sie bekommt was sie will!“ Bei diesen Worten sprang ich Frauchen auf den Schoß, schnurrte laut vor Stolz und Zufriedenheit und genoss die Streicheleinheiten.

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