24. Juli 2016
Katzengeschichte: Mystic Cats-Entstehung einer Legende

Jemand hat einmal den Ausspruch getan: „Es gibt mehr zwischen Himmel und Hölle, als wir uns vorstellen können…“ und ja, dieser Mensch hat vollkommen recht! Auch wenn manche Menschen es nicht wahrhaben wollen, es gab und gibt Dinge welche wir uns nicht erklären können, weil wir sie nicht sehen oder anfassen können. Doch in jeder Sage, Legende und Geschichte steckt mindestens ein Körnchen Wahrheit… Dies sollten auch die Menschen in der folgenden Geschichte erfahren…
Lasst uns zurück gehen in jene Zeit, in welcher der Wilde Westen noch wild und die Bisonherden noch frei durch die Steppe zogen. Hier nahm alles seinen Anfang… Genauer gesagt begann es mit einem Siedlerkonvoi, welcher sich seinen Weg durch die Weiten des Wilden Westen bahnte. Diesen Konvoi an Siedlern gehörte auch die junge Michaela mitsamt ihrer Familie an. Sie waren den weiten und gefährlichen Weg aus Europa nach Amerika angetreten um dem Hunger und der Abhängigkeit von der europäischen Oberschicht zu entgehen. Nun, sie hatten es soweit geschafft und saßen nun gemeinsam mit den anderen Mitreisenden, nach einem beschwerlichen Tag, bei einem knisternden Lagerfeuer beisammen um das wohlverdiente Abendessen zu geniessen. Sie hatten Glück, ihrem Konvoi stand ein junger Indianer zur Seite, welcher sie in ein ruhiges, friedliches Gebiet führen sollte, in welchem die Neuankömmlinge sich niederlassen konnten. Dieses Gebiet hatten die Siedler von der Regierung gekauft und es dabei klüger gemacht, als so manch andere europäische Auswanderer, welche inmitten eines Indianergebietes siedelten und es danach bitter bereuten… denn nur wenige überlebten die Verteidigungsangriffe der dort angestammten Bevölkerung. Die Klugheit der neuen Siedler lag darin, dass sie in ihren Verträgen eine Klausel hatten, welche besagte – sollte sich das Gebiet als Indianer-Eigentum herausstellen – so sei die Regierung verpflichtet ihnen in einem Washingtoner Vorort ein Grundstück unentgeltlich zu überlassen. Diesen einzigartigen Handel würde es sicher nie mehr geben, denn der verantwortliche Regierungsbeamte war daraufhin entlassen worden…denn schließlich war ein derartiger Vertrag nicht zum Vorteil der Regierung.
Nun, wie dem auch sei Michaela´s Vater und die anderen Familien waren glücklich es bis hierher geschafft zu haben und sehr zuversichtlich ihr Ziel zu erreichen an welchen sich ihre Träume verwirklichen sollten. Müde, aber sehr glücklich sah sich Michaela in der Runde, der um das Lagerfeuer versammelten Menschen um. In ihrer Gruppe gab es keinen Streit und keinen Neid, denn Meinungsverschiedenheiten wurden sofort geregelt, sodass ernsthafte Konflikte schon im Keim erstickt wurden. Dies waren somit die besten Voraussetzungen um eine friedliche, tolerante Gemeinschaft zu gründen. Etwas abseits von der Gruppe saß Katsilber und aß sein Abendessen. „Komm Katsilber, setze dich zu uns und erzähle von unserer neuen Heimat!“ forderte ihn der ältere Richter Thomson auf. Thomson war zwar noch nicht so alt, hatte aber durch seine Erfahrung und Weisheit den Siedlern gezeigt wie man als Gemeinschaft zusammen hielt und auch bei Streitigkeiten Gerechtigkeit walten ließ, somit war er von allen einstimmig zu ihren Anführer bestimmt worden. “Oja, wie leben sie? Woran glauben Sie?“ drängte Thomson´s Frau. „Sind sie friedliche Menschen?“ wollte Michaela´s Mutter wissen.
Katsilber trat aus dem Schatten hervor, räusperte sich um dann mit melodischer, ruhiger Stimme zu sprechen: „Der Indianerstamm welcher, an der Grenze zu eurem Gebiet lebt und welchen auch ich angehöre heißt Pumluc. Mein Stamm ist friedlich und möchte auch weiterhin in Frieden leben. Mein Volk wird gerne mit Euch Handel treiben, solange ihr unser Gebiet, unsere Sitten und Bräuche respektiert und akzeptiert. Im Gegenzug werden auch wir Euch, Euer Gebiet, Eure Bräuche, Lebensweise akzeptieren und respektieren.“ Katsilber aß schweigend weiter. „Los, erzähl doch bitte weiter!“ sprach Michaela´s Mutter den jungen Indianer wieder an. Katsilber stellte seine Schüssel beiseite, sah sich in der Runde der Siedler um und begann erneut zu sprechen: „Nun gut, so eine freundliche Aufforderung kann ich nicht ausschlagen. Der Grund warum ich Euch zuvor so eindringlich gesagt habe, meinen Stamm zu respektieren ist, dass es vor längerer Zeit zu einem tragischen Ereignis kam. Ich war noch ein Kind, als es geschah, dennoch werde ich das Erlebte nie vergessen. Es kamen Siedler, wie ihr in unser Gebiet, jedoch waren sie ganz anders als es ihr seid! Diese Menschen waren grausam, hatten keinen Respekt vor nichts und niemanden! Sie schlugen mitten in unserem Stammesgebiet ihre Zelte auf und nahmen sich alles wie es ihnen gefiel. Nicht genug damit, dass sie meine Brüder und Schwestern quälten, sie betrogen sie auch um ihren gesamten Vorrat für den Winter. – Ihr müsst wissen, die Winter hier sind hart und beschwerlich, nur mit einer guten und weisen Voraussicht, lässt es sich im Winter überleben. – Doch das reichte diesen bösen Menschen noch lange nicht, sie fingen an die großen Silberlöwen und die großen Lauschkatzen ohne Gnade zu jagen, zu töten obwohl sie durch unsere Vorräte nicht an Hunger litten… Mein Volk hungerte und wir teilten das Karge an Essbaren was wir hatten in unserer Gemeinschaft auf. Wir mussten mitansehen wie vor allem Kinder und Alte verhungerten, da die Nahrung nicht reichte um die Mägen zu füllen. Mein Vater, der Häuptling und der Medizinmann saßen stundenlang in unseren Zelt und beratschlagten was in dieser schlimmen Lage zu tun sei.
Währenddessen streifte ich in der Nähe herum, um nach etwas Essbaren zu suchen, als ich plötzlich ein klägliches Miauen hörte, ich wandte mich um… Ein kleiner Silberlöwe und eine kleine Lauschkatze, deren Mütter von den Siedlern getötet worden waren, tapsten zitternd auf mich zu. Es war ein herzzerreißender Anblick. Ich sah mich um, bemerkte die plötzlich aufkommende, unnatürliche Helligkeit und plötzlich standen ein riesiger Silberlöwe, sowie eine riesige Lauschkatze vor mir… Wo kamen diese Tiere her? Würden sie mich töten? Noch während dieser Gedanken hörte ich eine Stimme klar und deutlich in meinem Kopf sprechen: „Beweise jetzt und hier, dass du und dein Stamm es wert seid Euch zu beschützen!“ Die ganze Zeit über starrten mich die großen Raubkatzen an um sich danach völlig lautlos zurückzuziehen um schließlich genauso zu verschwinden wie sie gekommen waren – aus dem Nichts… Es war wie ein Traum, dennoch war ich vollkommen bei Sinnen. Nun, wusste ich was zu tun war. Ich nahm die kleinen Kätzchen auf den Arm und lief zu unserem Zelt, in welchem gerade mein Vater und der Medizinmann zusammensaßen. Ohne Vorwarnung oder mich um die gültigen Sitten zu kümmern stürmte ich in das Zelt. „Was soll das, Katsilber? Dieses Verhalten gehört sich nicht, schon gar nicht für den Sohn des Häuptlings!“ schrie mein Vater erzürnt. Noch ehe ich etwas sagen konnte, miauten der kleine Silberlöwe und die Lauschkatze unter meinem Umhang. Als der Medizinmann dies sah und hörte rief er laut aus: „Das ist das Zeichen um welches ich Manitu gebeten habe!“ Mein Vater und ich sahen ihn etwas erstaunt an. „Erzähle von deinem Erlebnis“ forderte nun unser weiser Stammesberater. Ich tat wie mir geheißen und als ich geendet hatte sprach er mit ungewohnt gebieterischer Stimme zu meinem Vater: „Dein Sohn ist ein Auserwählter, denn Manitu zeigt sich nur den Erwählten wie du weißt! Wir sollen uns um den kleinen Silberlöwen und die kleine Lauschkatze kümmern, so wie wir es mit unseren eigenen Fleisch und Blut machen. So beweisen wir, dass wir den Schutz des großen Manitu und seiner Helfer – den Silberlöwen und Lauschkatzen – verdient haben. Wenn wir diese Prüfung bestanden haben, wird wieder Freude, Glück und Frieden in unser Leben kommen!“ Vater nickte zustimmend, ob der eindringlichen Worte des Medizinmannes. „So wird und soll es geschehen! Katsilber wird diese Aufgabe zuteil, enttäusche Manitu und unseren Stamm nicht!“ Stolz übernahm ich diese ehrenvolle Verantwortung.
Die Wochen vergingen und der Winter zeigte sein ganzes unbarmherziges Temperament, dennoch sorgte ich mithilfe unseres Stammes dafür, dass der kleine Silberlöwe und die Lauschkatze sich zu großen, prächtigen Katzen entwickelten. Wir hatten nicht viel zu essen, aber das wenige teilten wir gerne mit den Schützlingen des Manitu. Ich nannte den Silberlöwen Lumysp, was bedeutet „die glückliche, mysteriöse Energie“ und die Lauschkatze bekam den Namen Fenesch, was bedeutet „lautlose Energie des Glücks“. Unser Stamm war Stolz, Lumysp und Fenesch bei sich zu haben, denn als sie älter wurden, gingen sie auf die Jagd und versorgten mein Volk mit dringend benötigten Fleisch. Doch diese Ruhe hielt nicht lange, denn die Siedler kamen wieder, um uns erneut anzugreifen und auszubeuten. Als sie unser Lager erreicht hatten und uns aufforderten ihnen erneut unsere wenigen Nahrungsmittel und Habseligkeiten auszuhändigen erblickten sie Lumysp und Fenesch, welche gerade mit ihrer Beute zurückkehrten. „Wir wollen diese beiden, dann bleibt ihr und Euer Volk bis auf Weiteres verschont!“ Ich stellte mich schützend vor unsere tierischen Freunde. Währenddessen sah mein Vater von mir und den großen Katzen zu den Anführer der Fremden und sprach ruhig: „Nein! Diesmal werdet ihr unverrichteter Dinge gehen! Geht! Sofort!“ Der Anführer sah meinen Vater an und fing lauthals an zu lachen, auch dessen Gefolgschaft brach in Gelächter aus. Plötzlich wurde das höhnische Lachen von einem lauten Donnern und einen einsetzenden Schneesturm unterbrochen. So schnell der Sturm gekommen war, so legte er sich auch wieder und was wir dann sahen, bestärkte mich und mein Volk nur noch mehr in den Glauben, dass wir unter Manitu´s Schutz standen. Die Eindringlinge starrten ungläubig und mit offenen Mund auf das was sich vor ihren Augen abspielte. Vor uns stand nun eine riesige Herde weißer Bisons mit grünen, glühenden Augen, welche wiederum von großen, ebenfalls weißen Silberlöwen und Lauschkatzen mit leuchtend roten Augen angeführt wurden. Unsere Feinde waren zunächst starr vor Angst, dann jedoch drehten sie sich um, um die Flucht zu ergreifen. Unsere Schutzgeister hielten einen Augenblick inne um ihnen ein paar Sekunden später nachzusetzen. Diese Jagd würde für unsere Feinde sicher nicht gut ausgehen… Lumysp und Fenersch folgten der Geisterherde.Ich wollte sie zurückhalten, doch mein Vater und der Medizinmann geboten mir Einhalt. „Nein, dass ist nicht deine Aufgabe! Sie werden zurückkehren, habe Geduld! Alles geschieht zu seiner Zeit.“
Eine quälende Nacht und einen Tag später erschienen Lumysp und Fenersch, brachten uns wieder Fleisch, welches wir alle gemeinsam – aufgrund der Ereignisse -in großer Ehrfurcht und Stille verspeisten. Nach dem Essen erhoben sich Lumysp und Fenersch plötzlich und geboten uns allen mit ihnen zu gehen. Angeführt von meinem Vater machte sich der gesamte Stamm auf, um unseren Freunden zu folgen. Wir ahnten wohin der Weg führte… Er führte in das Lager der Siedler. Der Anblick, welcher sich mir und meinem Volk bei unserem Eintreffen bot werde ich niemals vergessen! Das gesamte Lager war zerstört, überall waren eindeutige Kampfspuren und große Blutlachen. Während wir durch die Reihen der Wohnwägen gingen, bemerkte ich, dass es keinen einzigen Leichnam gab – alle waren wie vom Erdboden verschluckt – dachte ich, als ich merkte, das Lumysp und Fenesch vor einen großen Berg Decken abrupt inne hielten. Wir blieben nun gleichfalls stehen und sahen zu wie der große und mächtige Lumysp mit seinen starken Pranken vorsichtig die Decken wegzog. Staunend sahen wir was unter den Decken zum Vorschein kam: Vier Babys; zwei Jungen und zwei Mädchen. Leises Gemurmel kam auf, was das wohl zu bedeuten hätte und wie wir damit umgehen sollten…. Dieses leise Gerede wurde jäh durch die Stimme meines Vaters zum verstummen gebracht. „Hört, was für einen Beschluss ich auf den Rat des Medizinmannes hin getroffen habe: Unser Feinde wurden vernichtet, nur die Unschuldigen unter ihnen wurden verschont! Manitu und die Schutzgeister gebieten uns nun, diese unschuldigen Kinder in unseren Stamm aufzunehmen, sie zu lehren alle Lebewesen zu respektieren, mit der Natur und anderen Menschen im Einklang zu leben. Sie werden die Geschichte ihrer Abstammung erfahren, damit sie diese als Mahnung an die nächste Generation und andere Menschen weitergeben können. Jeder soll lernen, dass wir mit allen Lebewesen verbunden sind und nicht über ihnen stehen!“ Daraufhin nahmen wir die Babys mit uns, zogen sie auf und führen seit diesen Ereignis gemeinsam mit ihnen und unseren Beschützern Lumysp und Fenesch ein friedvolles Leben…“
Als Katsilber seine Erzählung beendet hatte, blickte er sich erneut in der Runde der Siedler um. Sie schauten ihn etwas ungläubig aber dennoch fasziniert von dieser unglaublichen Geschichte, an. „Nun, dass war eine ganz tolle Geschichte, aber so ganz kann ich mir das mit dem zahmen Puma und dem zahmen Luchs nicht vorstellen… Wo sollten diese mystischen, besonderen Katzen jetzt auch sein? Ich glaube dies ist eine schöne Legende, aber halt auch nicht mehr oder weniger als nur eine Legende! Geeignet als Gute-Nacht-Geschichte für kleine Kinder!“ meinte Georg Stone, der Pfarrer. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, lösten sich rechts und links Schatten… Lumysp und Fenersch standen plötzlich in voller Größe und Pracht inmitten der Siedler. Die Menschen starrten zwischen Katsilber und den Großkatzen hin und her. Der junge Indianer gebot den Katzen mit einem breiten Lächeln sich hinzusetzen, damit alle ihre Einzigartigkeit und Schönheit bewundern konnten. Als sich die Menschen wieder gefangen hatten und die wunderbaren Tiere bestaunten sagte Michaela laut zu Pfarrer Stone: „Legende? Dafür sind diese mystischen Katzen aber äußert lebendig…nicht wahr?“ „Kind, sei nicht so frech!“ ermahnte sie ihr Vater ironisch. Mit dem Schulter zuckend wandte er sich zu dem immer noch erschreckten Pfarrer: „Nehmen sie es ihr nicht übel, Hr. Pfarrer! Kindermund tut halt Wahrheit kund!“
Einige Tage später erreichten die Siedler ihr Gebiet und bauten eine kleine, friedliche Siedlung auf. Als Erinnerung an Lumysp und Fenesch nannten sie ihre Stadt „Mystic Town“ und die Geschichte der beiden Mystic Cats wird bis heute jeder neuen Generation erzählt, damit sie niemals in Vergessenheit gerät. Wer weiß, vielleicht leben sie ja auch heute mitten unter uns und wir ahnen es nicht einmal…