19. August 2018

Katzengeschichte: Schnurli und der Hundebesuch

Katzengeschichte

„My home is my castle“ dieser Aussage hätte mein Kater Schnurli wahrscheinlich mit allen vier Pfoten bestätigt, denn er war ein richtiger Salonlöwe. Sein gewohnter Tagesablauf, die Gemütlichkeit seines Reviers, sowie seine Mahlzeiten und die täglichen Streicheleinheiten gingen ihm über alles. Besucher mochte er grundsätzlich gern, versteckte sich allerdings zu Anfangs immer. Nach einer Weile jedoch siegte seine Neugier. Dann ging er auf den Besuch zu, ließ seinen Charme spielen und schnurrte sich so in die Herzen unserer Besucher. So wie es lief, war für Schnurli die Welt vollkommen in Ordnung und er ein glücklicher, zufriedener Kater. Doch mit einem Hundebesuch hatte Schnurli nicht gererechnet….

Eines Tages kam Otto, ein Freund meines Vaters zu Besuch. Schnurli kannte ihn, aber dennoch behielt er sein strenges „Besucherritual“ bei. So bekam er nicht mit, dass Otto diesmal nicht allein gekommen war. Er hatte seine Hündin Bella mitgebracht; eine freundliche, Katzen liebende Münsterländerin. Otto hatte später einen Arzttermin und deshalb meine Eltern gebeten, während dieser Zeit auf Bella auf zupassen. Da sie eine wohlerzogene Hundedame war, stimmten meine Eltern zu. Gerade als der Freund meines Vaters seinen Kaffee austrank, erschien Schnurli um ihn zu begrüßen. Doch kaum hatte er das Wohnzimmer betreten, hielt er erschrocken inne. Er öffnete sein Mäulchen um den fremden Geruch in seinem Revier besser deuten zu können. Vorsichtig kam er näher, als er jedoch Bella sah, blieb er stehen und sträubte sofort sein Fell. Mein Kater hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie einen Hund gesehen und ich fragte mich wie er wohl weiter auf diesen „Eindringling“ reagieren würde. Schnurli starrte nun die Hündin mit großen Augen an. Als die Münsterländerin freundlich mit dem Schwanz zu wedeln begann, pfauchte mein Kater sie bedrohlich an und lief davon…

„Soll ich meinen Termin lieber absagen?“ fragte Otto etwas verunsichert. Mein Vater schaute ihn an und meinte: „Nein! Du gehst jetzt in Ruhe zu Deinem Termin und danach holst Du Bella wieder ab. Wir machen es so, wie wir besprochen haben!“ Otto nickte erleichtert, verabschiedete sich und ging. Etwas später ging ich mit Bella eine Runde spazieren. Da sie außerordentlich brav und wohlerzogen war, machte es mir große Freude sie auszuführen. Als wir nach unserem Rundgang zu Hause angekommen waren, bog wie gewohnt Schnurli um die Ecke um mich zu begrüßen. Doch als er die Hündin wieder sah, plusterte er sich auf und pfauchte so laut er konnte. Danach lief er ins Schlafzimmer meiner Eltern und versteckte sich erneut. Währenddessen war Bella die ganze Zeit ruhig sitzen geblieben und hatte meinen Kater lediglich beobachtet. „Zum Glück ist sie Katzen gewohnt, denn sonst wäre hier das pure Chaos“ sagte meine Mutter, nachdem sie die Szene beobachtet hatte. „Da hast Du wohl Recht! Wenn dem nicht so wäre, hätten wir Otto keine Zusage gegeben können…“ bestätigte mein Vater.

Einige Zeit später, bereitete ich Schnurli´s Futter vor. „Meinst Du wirklich, dass er jetzt Hunger hat?“ fragte meine Mutter. „Na ja, jetzt vielleicht nicht, aber spätestens wenn Bella weg ist, dann bestimmt! Du weißt ja, er lässt freiwillig nie eine Mahlzeit aus.“ meinte ich zuversichtlich. „Na, dass werden wir ja sehen!“ sagte meine Mutter lachend. Kaum hatte ich die Futterschüssel auf ihren Platz gestellt, hörte ich wie Schnurli von seinem Versteck herunter sprang und mit einem wahnsinnigen Tempo zu seinem Futterplatz rannte. Kaum hatte er diesen erreicht, sah er sich noch einmal um, um dann so schnell er konnte zu fressen. Mein Vater kam in die Küche und meinte: „Er hätte sich nicht so beeilen müssen, Bella liegt brav auf ihrem Platz und schläft. Das Ganze beeindruckt sie nicht im Geringsten…“ Ich ging ins Wohnzimmer um mich selbst davon zu überzeugen. Tatsächlich schlief die Hündin tief und fest. „Tja, da brauchst Du Dich ja wirklich nicht so aufzuregen!“ meinte ich zu meinem Kater. Dieser sah auf, miaute mich kurz an und fraß sein Futter fertig. Abschließend putzte er sich und verließ die Küche. Während meine Eltern in der Küche noch ein wenig plauderten, nahm ich mir etwas zu trinken und ging ins Wohnzimmer.

Kaum hatte ich das Wohnzimmer betreten, traf mich fast der Schlag! Ein paar Schritte von Bella entfernt, saß mein Kater und starrte die Hündin an. Die Hündin beobachtete ihn ebenfalls. „Mama! Papa! Kommt her!“ rief ich. Sofort waren meine Eltern zur Stelle. Gebannt schauten wir zwischen Schnurli und Bella hin und her. Vorsichtig näherte ich mich den beiden Tieren. „Schnurli, komm her. Komm zu mir!“ rief ich lockend. Da sah mich mein Kater an, miaute plötzlich und ging auf mich zu. Erleichtert nahm ich ihn hoch, streichelte über sein Fell und trug ihn in mein Zimmer. Danach machten wir es uns im Wohnzimmer gemütlich. „Otto, wird sicher bald da sein.“ sagte mein Vater. „Hoffentlich, denn auch wenn Bella so brav ist, dass gleich traue ich mich von Schnurli jetzt nicht mehr behaupten!“ meinte meine Mutter. Plötzlich wimmerte Bella leise und wedelte freudig mit dem Schwanz. „Schau! Otto wird gleich kommen! Bella spürt es schon!“ sagte meine Mutter, während sie auf die Hündin zeigte. „Das glaube ich nicht!“ entgegnete ich und deutete zur Tür. Gerade als meine Mutter zu einer Frage ansetzten wollte, stolzierte Schnurli langsam, mit erhobenen Hauptes auf mich zu. Vor der Hündin hielt er kurz inne, sah sie an, strich mit seiner Schwanzspitze über Bella´s Nase, um anschließend auf meinen Schoß zu springen. Dort machte es sich mein Kater bequem und schnurrte.

„Wenn ich das jetzt nicht selbst gesehen hätte, ich würde es kaum glauben!“ sagte mein Vater zu uns. „Das kannst Du aber laut sagen“ meinte meine Mutter zustimmend. Daraufhin entgegnete ich: „Ich glaube, Schnurli nimmt den Spruch: ´Jemanden, etwas unter die Nase reiben` sehr wörtlich..“ Daraufhin brachen wir in schallendes Gelächter aus. Als ein paar Minuten später Otto kam, um seine Bella abzuholen lachten meine Eltern immer noch. Auf seine Frage, was es denn zu lachen gebe meinte meine Mutter: „Setz´ Dich, sonst glaubst Du es nicht! Also, Du warst kaum weg, als…“

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