23. September 2018

Katzengeschichte: Von großen und kleinen Tigern

Katzengeschichte

Das in jeder Katze auch eine Wildkatze steckt, wird sicher jeder Katzenhalter bestätigen können… Diese „innere Wildkatze“ zeigt sich in verschiedenster Art und Weise: Im Charakter, in äußerlichen Merkmalen bzw. in der einen oder anderen Eigenheit/Marotte unserer schnurrenden Lieblinge. Wie viele Gemeinsamkeiten eine Katze mit ihren wilden Verwandten, den Tigern haben kann, zeigte mir mein Kater Schnurli auf ganz humorvolle Weise…

Mein grau-schwarz getigerter Kater Schnurli gehörte zu jenen Katzen, welche keine Mahlzeit verschmähen bzw. wäre er je auf die Idee gekommen eine solche auszulassen. Deshalb hatte er sich auch eine eigene Methode angewöhnt, mit welcher er mir und meinen Eltern unmissverständlich zu verstehen gab: „Ich habe Hunger und wenn ich nicht sofort etwas bekomme, werde ich sicher auf der Stelle verhungern!“. Die „Raubtierfütterung“ wie ich sie nannte, spielte sich immer wie folgt ab: Jedes Mal, wenn ich in die Küche ging, um Schnurli sein Futter herzurichten wurde ich von einem Kater mit „Warp-Antrieb“ (Nein, dass ist jetzt keine Übertreibung) überholt. Danach bremste er vor dem Unterschrank mit dem Katzenfutter ab, hob die Pfote und kratzte solange am Schrank, bis seine Mahlzeit vor ihm stand. Nach dem Essen allerdings, war von solchen „Warp-Geschwindigkeiten“ nichts mehr zu merken. Im Gegenteil, nach dem Fressen ging er in den „Slow-Down-Modus“ über…😺

Eines schönen Tages beschlossen meine Eltern mit mir in den Tiergarten Schönbrunn zu gehen. Ich war hellauf begeistert, vor allem den Raubkatzen wollte ich unbedingt einen Besuch abstatten. (Das verwundert jetzt wohl niemanden…😺 ) Der Tag war wunderschön, wir waren durch den gesamten Zoo spaziert und hatten bis auf die Tiger, alle Tiere besichtigt. Die Tiger hatten zu diesem Zeitpunkt Nachwuchs und dementsprechend groß war der Andrang vor dem Gehege, dennoch schafften wir es bis ganz nach vorne zur Glasscheibe. Gebannt schaute ich auf diese prächtigen, wunderschönen Tiere und bewunderte ihre Eleganz. Ich hoffte, auch einen Blick auf die kleinen Babytiger zu erhaschen, aber es zeigten sich nur die erwachsenen Tiere. Als wir schon wieder gehen wollten, hörten wir plötzlich klappernde Geräusche hinter einer Stahltüre. Zuerst dachten wir uns nichts dabei, doch wie aus dem Nichts kamen zwei kleine Tiger aus dem Gras hervor gesprungen und liefen direkt auf die Stahltüre zu. Danach setzten sie sich davor, hoben die Pfote und kratzten daran. Zuerst mit einer Pfote, danach mit beiden Pfoten. Meine Mutter stupste mich an und meinte: „Schau, die machen es genauso wie dein Kater Schnurli!“ Ich sah sie an und erwiderte: „Ja, aber Schnurli nimmt immer nur eine Pfote dafür…“ Wir fotografierten und beobachteten die süßen Tigerjungen solange, bis diese schließlich im Fütterungsraum verschwanden. Danach traten wir gemütlich den Heimweg an.

Zu Hause angekommen, machte ich mich daran Schnurli sein Fressen herzurichten. Wie gewohnt ging es ihm nicht schnell genug und er kratzte ungeduldig am Unterschrank. Meine Mutter stand daneben und meinte: „Schau, er macht es wie die die kleinen Tiger in Schönbrunn…“ Ich sah zu meinem getigerten Kater hinunter und er zu mir hoch. Schließlich sagte ich zu meiner Mutter: „Die Tiger haben aber…“ Weiter kam ich mit meinem Satz nicht, denn plötzlich kratzte Schnurli mit beiden Vorderpfoten wild am Unterschrank! Verdutzt starrte ich meinen Kater an. „Das ist jetzt aber nicht wahr oder?“ dachte ich. So rasch ich konnte, gab ich Schnurli sein Futter. Während er zufrieden seine Mahlzeit verspeiste, meinte meine Mutter lachend zu mir: „Ich hab´s Dir ja gesagt! Er ist den kleinen Tigern sehr ähnlich!“ Ich nickte zustimmend, sah zu meinem Kater und sagte: „Ja, dass stimmt. Er ist auch ein Tiger! Mein Stubentiger…!“

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